Innovationen in der KUNSTSTOFFINDUSTRIE
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EIN ZUNEHMEND RESTRIKTIVERES WIRTSCHAFTLICHES UND RECHTLICHES UMFELD.

 

Die Kunststoffindustrie sah sich in jüngster Zeit mit erheblichen Lieferschwierigkeiten, verschiedenen Engpässen und starken Preissteigerungen konfrontiert. Diese Hindernisse lassen sich zum Teil durch die Covid-Krise erklären, die die gesamte globale Lieferkette in Mitleidenschaft gezogen hat. Verschiedene Wetterereignisse in Ländern, die fossile Kohlenwasserstoffe produzieren und der aktuelle russisch-ukrainische Krieg sind ebenfalls Mitverantwortlich für Engpässe und Preissteigerungen.

Für die Kunststoffbranche ist es wichtiger denn je, sich von diesen Zwängen befreien zu können und ihre Zukunft mittel- und langfristig durch Innovationen bei den Materialien, aber auch bei den Produktionsmethoden selbst, zu sichern. Die Branche ist auch heute noch stark linear ausgerichtet. Das heißt, ihr Produktionssystem läuft folgendermaßen ab: Gewinnung – Herstellung – Verbrauch – Wegwerfen.

Diese Arbeitsweise ist zwar sehr effizient, um viele Produkte am Fließband zu produzieren, aber sie ist nicht mehr an die heutigen Wirtschafts- und Umweltbedingungen angepasst und kann den Fortbestand der Kunststoffunternehmen und der Wirtschaft insgesamt stark gefährden, da viele Unternehmen bei der Gestaltung ihrer eigenen Produkte auf Kunststoff angewiesen sind.

2019 kam die europäische Nachfrage (EU28 vor Brexit + Norwegen und Schweiz) nach verarbeitetem Kunststoff zu 39,6% aus der Verpackungsindustrie, zu 20,4% aus dem Bausektor und zu 9,6% aus der Automobilindustrie.[1].

Die europäischen Bestimmungen verschärfen die Vorschriften für die Verwendung von Einwegplastik und Treibhausgasemissionen, um das Pariser Abkommen, das Glasgower Klimaschutzabkommen und den Green Deal zu erfüllen.

Das deutsche Verpackungsgesetz (VerpackG) wird in den nächsten Jahren verschärft, indem es Verbraucher und Unternehmen durch Pfandsysteme, die Verpflichtung zur Bereitstellung von wiederverwendbaren Alternativen und eine Erhöhung des Mindestanteils an recyceltem Kunststoff in Flaschen aus Polyethylenterephthalat auf 30% bis 2025 verpflichtet. Die größte Herausforderung für die Kunststoffindustrie werden jedoch die Vereinten Nationen und die zukünftigen Vorschriften sein.

Tatsächlich werden die Vereinten Nationen in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 bis 2024 Verhandlungen über einen globalen Vertrag zur Bekämpfung der Plastikverschmutzung aufnehmen.

Es ist daher dringend notwendig, die Umweltauswirkungen zu überwachen, um zukünftige Auflagen zu antizipieren und die steigende Nachfrage der Endverbraucher nach umweltfreundlicheren Produkten zu befriedigen. Eine Vielzahl von Experten, Regierungsstellen, Hochschulen und Interessengruppen sind sich einig, dass die Kreislaufwirtschaft gefördert werden muss.

DIE KREISLAUFWIRTSCHAFT IM DIENSTE DER KUNSTSTOFFINDUSTRIE

Im Gegensatz zur oben beschriebenen linearen Wirtschaft zielt die Kreislaufwirtschaft darauf ab, die Auswirkungen auf die Umwelt und die Verschwendung von Ressourcen durch drei Handlungsbereiche zu begrenzen:

Die Produktion und das Angebot von Waren und Dienstleistungen

  • Durch nachhaltige Beschaffung
  • Durch den Einsatz von Ökodesign

Konsum durch die Nachfrage und das Verhalten der Verbraucher (Wirtschaft oder Bürger)

  • Durch die Förderung der Wiederverwendbarkeit von Maschinen und Materialien

Abfallmanagement mit dem vorrangigen Einsatz von Recycling, wodurch sich der Kreislauf schließt.

Um die Kreislaufwirtschaft und den Fortbestand der Kunststoffunternehmen zu fördern, ist es daher notwendig, die Bemühungen um Materialinnovationen zu verstärken. Da ca. 90% der Kunststoffproduktion mithilfe fossiler Kohlenwasserstoffe erfolgt, ist eine der besten Möglichkeiten, diese Abhängigkeit der Branche zu verringern, der Einsatz von Öko-Design.
Ökodesign ist ein: „Methodischer Ansatz, der die Umweltaspekte des Design- und Entwicklungsprozesses mit dem Ziel berücksichtigt, die negativen Umweltauswirkungen während des gesamten Lebenszyklus eines Produkts zu reduzieren“ (ISO-Norm 14006 v2020).

Darüber hinaus wird der Einsatz von Ökodesign auch dem Wunsch der Regierung entsprechen, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern und die Dekarbonisierung der Industrie zu fördern.

Dies ist nicht nur langfristig umweltfreundlich und wirtschaftlich, sondern ermöglicht es auch, flexibel und effizient auf die sich ändernden Anforderungen verschiedener Branchen zu reagieren. Nimmt man als Beispiel die Automobilbranche, so kann durch die Reduzierung des Gewichts von Bauteilen der Benzinverbrauch gesenkt werden, ein entscheidendes und aktuelles Thema für die Hersteller.

Welche Elemente sollten in eine Ökodesign-Strategie einbezogen werden?

Um eine Ökodesign-Strategie festzulegen und die Umweltauswirkungen zu begrenzen, muss jede Phase des Lebenszyklus eines Produkts und/oder einer Dienstleistung analysiert werden.
Die Identifizierung der Phase mit den größten Auswirkungen auf die Umwelt ermöglicht es, die intern festgelegten Ziele effizient zu erreichen und die von Regierungsstellen auferlegten Normen und Gesetze einzuhalten.

Materialien

Erhöhung des Anteils an recycelten und öko-basierten Materialien.

Herstellung

Senkung des Energiebedarfs der Produktion und ihrer Co2-Produktion.

Transport

Entfernungen verkürzen und schadstoffarme Transportmittel benutzen.

Verwendung

Erhöhung der Wiederverwendbarkeit von Produkten und die Begrenzung ihres Energieverbrauchs.

Ende der Lebensdauer des Produkts

Verwendung von ungiftigen, recycelten und wiederverwertbaren Produkten.

Es ist wichtig die Umweltauswirkungen eines Produkts oder einer Dienstleistung bereits in der ersten Phase der Konzeption und des Designs zu berücksichtigen. Innovation und F&E-Anstrengungen können dann bei der umweltgerechten Gestaltung helfen. Pflanzenbeton (also biobasierter Beton) ist ein gutes Beispiel: Die Forschung hat Beton aus Hanf, Wolle und Hanf/Leinen entwickelt, der stark isolierend wirkt und zudem geringere Auswirkungen auf die Umwelt hat.

Die Einführung von Kreislaufwirtschaft und Ökodesign erfordert die Implementierung von Werkzeugen, die eine gute Zusammenarbeit zwischen den internen und externen Interessengruppen eines Unternehmens ermöglichen. Ob zwischen Käufern, Lieferanten, Formulierern oder F&E-Leitern – ein Dialog ist notwendig. Es ist daher zu erwarten, dass der Einsatz von Werkzeugen für das Wissensmanagement sowie von Werkzeugen, die die Projektion verschiedener Materialeigenschaften erleichtern, zunehmen wird.

[1] Plastic, the facts 2020 – plasticseurope.org